Zur Anwend­bar­keit der Pau­schal­be­steue­rung bei Betriebsveranstaltungen

Fällt aus Anlass von Betriebs­ver­an­stal­tun­gen Arbeits­lohn an, kann der Arbeit­ge­ber die Lohn­steu­er inso­weit mit einem Pau­schal­steu­er­satz von 25 % erhe­ben (§ 40 Abs. 2 S. 1 Nr. 2 EStG). Zur Fra­ge, ob die Pau­schal­be­steue­rung auch dann ange­wen­det wer­den kann, wenn die Betriebs­ver­an­stal­tun­gen nicht allen Betriebs­an­ge­hö­ri­gen offen­ste­hen, hat sich das FG Köln in sei­nem Urteil vom 27.01.2022 (Az. 6 K 2175/20) positioniert.

Im Streit­fall wur­den eine Vor­stands­weih­nachts­fei­er und eine Weih­nachts­fei­er für den Kon­zern­füh­rungs­kreis ver­an­stal­tet. Die Auf­wen­dun­gen hier­für belie­fen sich auf etwa EUR 175.000 und umfass­ten Spei­sen, Geträn­ke, Deko­ra­ti­on und Unter­hal­tungs­an­ge­bo­te; die­se wur­den mit dem Pau­schal­steu­er­satz von 25 % ver­steu­ert. Dem folg­te das Finanz­amt nach Durch­füh­rung einer Lohn­steu­er­au­ßen­prü­fung nicht, da die bei­den Ver­an­stal­tun­gen nicht allen Mit­ar­bei­tern offen­stan­den. Das FG Köln sah dies genauso.

Danach han­delt es sich bei der Vor­stands­weih­nachts­fei­er und der Weih­nachts­fei­er für den Kon­zern­füh­rungs­kreis zwar um Betriebs­ver­an­stal­tun­gen, also Ver­an­stal­tun­gen auf betrieb­li­cher Ebe­ne mit gesell­schaft­li­chem Cha­rak­ter (§ 19 Abs. 1 S. 2 Nr. 1a S. 1 EStG), und somit um Arbeits­lohn. Unstrei­tig ist, dass der Frei­be­trag i.H.v. EUR 110 pro Betriebs­ver­an­stal­tung und teil­neh­men­den Arbeit­neh­mer ent­spre­chend dem Geset­zes­wort­laut nicht gewährt wird, weil bei­de Ver­an­stal­tun­gen nicht allen Ange­hö­ri­gen des Betriebs oder eines Betriebs­teils, son­dern nur Vor­stän­den bzw. Füh­rungs­kräf­ten offen­stan­den (§ 19 Abs. 1 S. 1 Nr. 1a S. 3 EStG).

Das Kri­te­ri­um des Offen­ste­hens der Ver­an­stal­tung für alle Ange­hö­ri­gen des Betriebs(teils) ist jedoch laut exak­tem Geset­zes­wort­laut kein Defi­ni­ti­ons­merk­mal des Begriffs der Betriebs­ver­an­stal­tung, son­dern ledig­lich Bedin­gung für die Anwen­dung des Frei­be­trags i.H.v. EUR 110. Folg­lich hät­te es für die Inan­spruch­nah­me der Pau­schal­be­steue­rung kei­ne Bedeu­tung. Dafür sprä­che auch der Grund­satz, dass Begrif­fe, die in ver­schie­de­nen Vor­schrif­ten des­sel­ben Geset­zes ver­wen­det wer­den, i.d.R. ein­heit­lich aus­zu­le­gen sind.

Eine von einer Legal­de­fi­ni­ti­on abwei­chen­de Aus­le­gung kommt jedoch in Betracht, wenn der Zweck der Rege­lung, ihr Zusam­men­hang mit ande­ren Vor­schrif­ten und/oder die Ent­ste­hungs­ge­schich­te ein­deu­tig erken­nen las­sen, dass der Betriff anders als in der Legal­de­fi­ni­ti­on zu ver­ste­hen sein soll. Dies bejaht das FG Köln vor­lie­gend mit Blick auf den eigent­li­chen Zweck der Pau­schal­be­steue­rung für den in die­sem Zusam­men­hang genann­ten Begriff der Betriebs­ver­an­stal­tung. Es bezieht sich dabei auf stän­di­ge BFH-Rechtsprechung, die aller­dings zu einer frü­he­ren Rechts­la­ge ergan­gen ist. So bezwe­cke die Pau­schal­be­steue­rung kei­ne Steu­er­ver­güns­ti­gung, son­dern sei dar­auf ange­legt, eine ein­fa­che und sach­ge­rech­te Besteue­rung der Vor­tei­le zu ermög­li­chen, die bei der teil­neh­men­den Beleg­schaft im Gan­zen anfie­len. Dabei sei der Durch­schnitts­steu­er­satz von 25 % sach­ge­recht, weil Arbeit­neh­mer aller Lohn­grup­pen an der Betriebs­ver­an­stal­tung teil­näh­men. Ste­he eine Ver­an­stal­tung nicht allen Betriebs­an­ge­hö­ri­gen offen, ver­feh­le die Pau­schal­be­steue­rung mit einem fes­ten Steu­er­satz von 25 % das im Grund­ge­setz ver­an­ker­te Prin­zip der Besteue­rung nach der finan­zi­el­len Leis­tungs­fä­hig­keit und das Gebot der Fol­ge­rich­tig­keit. Des­halb ist der Pau­schal­steu­er­satz von 25 % trotz feh­len­der Bedin­gung im Geset­zes­text nur dann anwend­bar, wenn die Betriebs­ver­an­stal­tung allen Betriebs­an­ge­hö­ri­gen offensteht.

Hin­weis:

Auch das FG Müns­ter hat­te die­se Rechts­fra­ge in sei­nem Urteil vom 20.02.2020 (Az. 8 K 32/19 E, P, L, rkr.) wie das FG Köln beant­wor­tet und die Anwen­dung des Pau­schal­steu­er­sat­zes von 25 % bei nicht allen Betriebs­an­ge­hö­ri­gen zugäng­li­chen Betriebs­ver­an­stal­tun­gen ver­neint. Die sei­ner­zeit zuge­las­se­ne Revi­si­on wur­de aller­dings nicht wei­ter ver­folgt, sodass hier­zu bis­her kei­ne höchst­rich­ter­li­che Ent­schei­dung vor­liegt. Es bleibt daher abzu­war­ten, ob und inwie­weit der BFH im aktu­el­len Revi­si­ons­ver­fah­ren (Az. VI R 5/22) gegen das Urteil des FG Köln sei­ne Recht­spre­chung zur frü­he­ren Rechts­la­ge wei­ter­füh­ren oder mög­li­cher­wei­se anpas­sen wird.