Höhe der ver­deck­ten Gewinn­aus­schüt­tung bei unver­zins­tem Gesellschafter-verrechnungskonto

Regel­mä­ßig wer­den auf einem sog. Gesell­schaf­ter­ver­rech­nungs­kon­to sei­tens einer Kapi­tal­ge­sell­schaft bestehen­de For­de­run­gen gegen­über ihrem Gesell­schaf­ter ver­bucht. Zur Ver­mei­dung einer ver­deck­ten Gewinn­aus­schüt­tung (im Fol­gen­den: vGA) ist die For­de­rung ange­mes­sen zu ver­zin­sen. Vor die­sem Hin­ter­grund hat­te das FG Schleswig-Holstein in sei­nem Urteil vom 28.05.2020 (Az. 1 K 67/17; Revi­si­on BFH I R 27/20) die Fra­ge zu klä­ren, in wel­cher Höhe eine dies­be­züg­li­che vGA anzu­set­zen ist.

In den Streit­jah­ren 2014 und 2015 hat­te eine GmbH gegen­über ihrem Gesell­schaf­ter bestehen­de For­de­run­gen nicht ver­zinst. Das Finanz­amt berück­sich­tig­te daher im Rah­men der jewei­li­gen Ver­an­la­gung eine vGA zu einem Zins­satz von 4,5 %, deren Ansatz das FG Schleswig-Holstein dem Grun­de und der Höhe nach bestätigte.

Grund­sätz­lich über­lässt ein ordent­li­cher und gewis­sen­haf­ter Geschäfts­lei­ter einem frem­den Drit­ten kei­ne zins­lo­sen Dar­le­hen. Im Hin­blick auf den für die vGA anzu­set­zen­den Zins­satz ist nach Auf­fas­sung des FG Schleswig-Holstein dar­auf abzu­stel­len, zu wel­chen Kon­di­tio­nen die GmbH Dar­le­hen an einen frem­den Drit­ten gewährt hät­te, der sich in einer mit der ihres Gesell­schaf­ters ver­gleich­ba­ren wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on befand.

Hat die Gesell­schaft selbst Kre­di­te auf­ge­nom­men, ist die vGA in Höhe der der Gesell­schaft in Rech­nung gestell­ten Soll­zin­sen anzu­set­zen. Hat die Gesell­schaft – wie im Streit­fall — selbst kei­nen Kre­dit auf­ge­nom­men, bil­den die bank­üb­li­chen Haben­zin­sen die Unter­gren­ze und die bank­üb­li­chen Soll­zin­sen die Ober­gren­ze der vGA. In Erman­ge­lung kon­kre­ter ver­gleich­ba­rer Kre­dit­ge­schäf­te sind dies­be­züg­lich die sta­tis­ti­schen Anga­ben der Bun­des­bank her­an­zu­zie­hen. Der im Ein­zel­fall ange­mes­se­ne Betrag ist dann inner­halb die­ser Mar­ge durch Schät­zung zu ermit­teln. Sind kei­ne ande­ren Anhalts­punk­te für die Schät­zung erkenn­bar, ist es ent­spre­chend dem sog. Mar­gen­tei­lungs­grund­satz nicht zu bean­stan­den, wenn man von dem typi­sie­ren­den Erfah­rungs­satz aus­geht, dass sich pri­va­te Dar­le­hens­ge­ber und ‑neh­mer die bank­üb­li­che Mar­ge zwi­schen Soll- und Haben­zin­sen tei­len. Bei einer hälf­ti­gen Mar­gen­tei­lung errech­ne­ten sich für den Streit­fall Zins­sät­ze in Höhe von rund 4,5 %, sodass der vom Finanz­amt ange­setz­te Zins­satz im Ergeb­nis nicht zu bean­stan­den war.

Abschlie­ßend weist das FG Schleswig-Holstein dar­auf hin, dass auch dem mit der Kre­dit­ge­wäh­rung ver­bun­de­nen Aus­fall­ri­si­ko eine beson­de­re Bedeu­tung zukommt. So war vor­lie­gend ins­be­son­de­re zu berück­sich­ti­gen, dass das von der GmbH gegen­über ihrem Gesell­schaf­ter gewähr­te Dar­le­hen letzt­lich nicht besi­chert war.

 

Hin­weis:

Vor­han­de­ne Gesell­schaf­ter­ver­rech­nungs­kon­ten und deren Ver­zin­sung ste­hen bei Betriebs­prü­fun­gen häu­fig im Fokus. Die Annah­me einer vGA kann nur dann ver­mie­den wer­den, wenn der im Vor­feld abge­schlos­se­ne Dar­le­hens­ver­trag fremd­üb­li­che Kon­di­tio­nen zur Ver­zin­sung ent­hält. Ob und inwie­weit das FG Schleswig-Holstein eine betrags­mä­ßig ange­mes­se­ne vGA ange­setzt hat, wird nun der BFH im anhän­gi­gen Revi­si­ons­ver­fah­ren klä­ren müs­sen. Ergan­ge­ne Steu­er­be­schei­de ver­gleich­ba­rer Fäl­le soll­ten ent­spre­chend offen­ge­hal­ten werden.