Scha­den­er­satz­zah­lun­gen für ent­gan­ge­ne Zin­sen nicht immer steuerpflichtig

Bera­ten Ban­ken bei Kapi­tal­an­la­gen falsch, kann dem Geschä­dig­ten ein Anspruch auf Scha­den­er­satz ent­ste­hen. Ob und inwie­weit es sich bei sol­chen durch ein Zivil­ge­richt fest­ge­stell­ten Scha­den­er­satz­zah­lun­gen auch um steu­er­pflich­ti­ge Kapi­tal­ein­künf­te han­delt, hat­te das FG Müns­ter in sei­nem Urteil vom 15.12.2020 (Az. 2 K 2866/18 E) zu entscheiden.

Im Streit­fall führ­te der Steu­er­pflich­ti­ge zunächst einen zivil­ge­richt­li­chen Pro­zess gegen die bera­ten­de Bank wegen ver­meint­li­cher Falsch­be­ra­tung im Zusam­men­hang mit dem Erwerb und der Finan­zie­rung einer Eigen­tums­woh­nung. Schließ­lich ver­gli­chen sie sich und die Bank zahl­te unter ande­rem ent­gan­ge­ne Zins­er­trä­ge i.H.v. rund EUR 33.000. Als das Finanz­amt die­se Zah­lung als Ein­künf­te aus Kapi­tal­ver­mö­gen erfass­te, wand­te der Steu­er­pflich­ti­ge ein, dass mit der Ver­gleichs­zah­lung aus­schließ­lich der ihm ent­stan­de­ne Nach­teil aus­ge­gli­chen wer­den soll­te, die für Zins- und Til­gungs­leis­tung auf­ge­wen­de­ten Gel­der nicht gewinn­brin­gend anle­gen zu kön­nen. Das FG Müns­ter folg­te dem.

Grund­sätz­lich wer­den Erträ­ge aus sons­ti­gen Kapi­tal­for­de­run­gen unab­hän­gig ihrer Bezeich­nung und zivil­recht­li­chen Aus­ge­stal­tung über einen weit aus­zu­le­gen­den Auf­fang­tat­be­stand als lau­fen­de Kapi­tal­erträ­ge erfasst. Hier­un­ter sind aus­drück­lich auch sol­che Ent­gel­te zu ver­ste­hen, die ohne Ver­ein­ba­rung für die Über­las­sung von Kapi­tal­ver­mö­gen geleis­tet wer­den, z.B. auf­grund gesetz­li­cher Ver­pflich­tung wie etwa die gesetz­li­che Zins­pflicht auf Steu­er­erstat­tun­gen. Nach Auf­fas­sung des FG Müns­ter waren die­se Kri­te­ri­en im Streit­fall aber nicht ein­schlä­gig, da die Zah­lung gera­de nicht als Ersatz für die sei­tens der Bank lau­fend gezo­ge­nen Zins- und Til­gungs­vor­tei­le geleis­tet wur­de, son­dern aus­schließ­lich für den Scha­den, der dem Steu­er­pflich­ti­gen auf­grund der Nicht­an­la­ge des zur Zins- und Til­gungs­leis­tung ver­wen­de­ten Gel­des ent­stan­den war. Die im zivil­ge­richt­li­chen Ver­gleich ver­wen­de­te Bezeich­nung als „Zin­sen“ war dabei unschädlich.

Eben­so wenig sieht das FG Müns­ter in der streit­ge­gen­ständ­li­chen Zah­lung man­gels kon­kre­ter Zuor­den­bar­keit zu einem bestimm­ten Ein­künft­etat­be­stand eine Ent­schä­di­gung als Ersatz für ent­gan­ge­ne oder ent­ge­hen­de steu­er­pflich­ti­ge Ein­nah­men. Viel­mehr dürf­te es sich — auch aus Sicht der Ver­trags­par­tei­en – um eine Erfül­lungs­leis­tung im bürgerlich-rechtlichen Sinn han­deln. Selbst wenn man davon aus­geht, dass er steu­er­pflich­ti­ge Ein­nah­men erzielt hät­te, ist nicht ersicht­lich, wel­che Ein­kunfts­quel­le der Steu­er­pflich­ti­ge zuvor gehabt haben soll, für deren Weg­fall bzw. den Weg­fall der Ein­nah­men aus die­ser Quel­le die Ent­schä­di­gung geleis­tet wor­den ist. Die streit­ge­gen­ständ­li­che Zah­lung wur­de gera­de nicht im Zusam­men­hang mit einer Ein­kunfts­quel­le des Steu­er­pflich­ti­gen geleis­tet; mit­hin ist die Ver­gleichs­zah­lung auch nicht einkommensteuerpflichtig.

Hin­weis:

Die ein­kom­men­steu­er­li­chen Aus­wir­kun­gen einer Scha­den­er­satz­zah­lung sei­tens der Bank im Zusam­men­hang mit einer ver­meint­li­chen Falsch­be­ra­tung sind sorg­fäl­tig zu prü­fen. In sei­nem Urteil vom 14.08.2019 ent­schied das FG Köln (Az. 14 K 719/19), dass ent­spre­chen­de Zah­lun­gen im Rah­men eines sog. Rück­ab­wick­lungs­schuld­ver­hält­nis­ses mit­samt einer Ver­pflich­tung zum Ersatz von lau­fend gezo­ge­nen Zins- und Til­gungs­zah­lun­gen, also Nut­zungs­vor­tei­len, nur in Höhe des eigent­li­chen Nut­zungs­er­sat­zes der Besteue­rung als Kapi­tal­ein­künf­te unter­lie­gen. Dage­gen ist ein Revi­si­ons­ver­fah­ren anhän­gig (Az. BFH VIII R 30/19).